Die Geschichte der Eislöwen
Historie
Die ersten Anfänge
Schon sehr frühzeitig, noch in der Übergangszeit vom Bandy zum Eishockey, nahm im März 1909 mit dem „Akademischen Sportclub“ eine Dresdner Mannschaft an einem internationalen Turnier in Berlin teil. Siege über den Berliner SC und Brüssel bescherten der „sympathischen Mannschaft“ sogar den Turniersieg. Bei der 1.Deutschen Meisterschaft 1912 zählte der „ASC“ zu den Favoriten der eingeladenen Klubs, verzichtete jedoch auf eine Teilnahme. Erst viele Jahre später, 1934, startete mit „Blau-Weiß“ eine Dresdner Mannschaft bei einer Deutschen Meisterschaftsendrunde. In Schierke gab es nach der Erst-Runden-Niederlage gegen Rastenburg in der nachfolgenden Trostrunde zwei Siege (Erfurt, Berliner HC) und eine Niederlage (Berliner EC). Ein zweites Mal qualifizierte sich „Blau-Weiß“ 1938 für die gesamtdeutsche Meisterschaft durch ein 2:0 im Ausscheidungsspiel gegen Schlesienmeister TSV Weißwasser. Gegen den Berliner SC, Füssen und Rastenburg gab es in Nürnberg jedoch nichts zu gewinnen. Von Ende der 20-er bis weit in die 30-er Jahre gab es mit dem Dresdner EV, STHC 08, Dresdner REV 09, SV GutsMuths weitere Eishockeymannschaften in Dresden die an den Mitteldeutschen Meisterschaften und Sachsenmeisterschaften teilnahmen. Die erfolgreichste Mannschaft war STC/HTC Blau-Weiß mit den o.g. Teilnahmen an den Deutschen Meisterschaften, dem Gewinn der Sachsenmeisterschaften 1937 und 1938, dem Finaleinzug 1939 (aufgrund Witterungsverhältnisse nicht ausgespielt) sowie den beiden Vizemeister-Titeln hinter Frankenhausen und vor Leipzig bei den letzten vor dem II.Weltkrieg in Sachsen ausgetragenen Meisterschaften (1941, 1942).
1909-1945
Übergang von Natur- auf Kunsteis | Einheit-Süd - Wissenschaft TH - SC Einheit | DDR-Liga und DDR-Oberliga | Länderspiele in Dresden
Nach dem Krieg gehörte Dresden auf dem Territorium Ostdeutschlands zu den Eishockeypionieren der ersten Stunde. Bereits 1946/1947 wurde auf den Tennisplätzen auf dem Weißen Hirsch und im Waldpark die Puckjagd wieder entfacht. Erste Heimstätte war die „SG Striesen“. Als „BSG KWU“ wurde 1951 in Geising die zum dritten Mal nach dem Krieg ausgetragene Sachsenmeisterschaft gewonnen. In den folgenden Jahren sorgte "Einheit-Süd", ab 1954/55 "Wissenschaft TH" für tolle Eishockeystimmung in der Elbestadt. Gespielt wurde auf dem Natureis in den Stadien an der Lennéstraße. Mit dem Gewinn der Sachsenmeisterschaft qualifizierte sich Einheit-Süd für die DS (Deutscher Sportausschuß)-Liga und gehörte für zwei Spielzeiten zu den besten 6 Mannschaften in der jungen DDR. Ab der Saison 1952/53 wurde die höchste Spielklasse in Oberliga umbenannt. Dresden erhielt „Das schönste Natureisstadion der Republik“ mit Steintribüne u. –traversen. Zum Meisterschaftsspiel gegen Weißwasser kamen 8.000 Zuschauer ! Doch „Einheit-Süd“ konnte die Klasse nicht halten. Infolge einer Ligen-Neustrukturierung 1955/56 rutschte „Wissenschaft TH“ sogar für eine Spielzeit in die 2.Liga ab. Zu Beginn des Spieljahres 1960/61 wurde die Mannschaft zum “SC Einheit” delegiert. Am 2.Weihnachtsfeiertag 1960 erfüllte sich für die eissportverrückten Dresdner mit der Einweihung des Freiluft-Kunsteisstadions an der Magdeburger Straße ein langersehnter Traum. Bereits elf Tage später gab es in Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in der Schweiz das erste Länderspiel. Gegner war Norwegen. Ohnehin waren zu jener Zeit die Länderspiele gegen Kanada ( 1963, 1966, 1969 ) und den damaligen Serienweltmeister und Olympiasieger UdSSR ( 1962, 1965 ) die absoluten Höhepunkte. Mit bis zu 10.000 Zuschauern war das Stadion stets prächtig gefüllt. Unvergessen bleibt bis heute der Schlachtruf „Deutschland vor – noch ein Tor“ (zu DDR-Zeiten !) bei der 2:3-Aufholjagd gegen Kanada 1966. Die Russen kamen 1965 als Olympiasieger und hatten alle Mann „an Deck“: Trainer Tarassow, Ragulin, Almetow, Alexandrow, Firsow, Starschinow, Jakuschew... Häufigster Länderspielgegner in Dresden war und ist bis heute Finnland (4x). Durch eine Aufstockung der Oberliga von sechs auf acht Mannschaften kehrte der “SCE” 1964 in die höchste Spielklasse zurück und etablierte sich hier für die nächsten sechs Spieljahre. Pro Saison standen bis zu 40 Pflichtspiele an. Gegen Erfurt und Karl-Marx-Stadt (dem heutigen Chemnitz) ging es in der Endabrechnung stets um die Plätze 6 bis 8. Das damals beste Resultat datiert auf Dezember 1968. Hier gelang dem Team von Trainer Egon Luding im Heimspiel ein 0:0 gegen den amtierenden Meister SC Dynamo Berlin (heute EHC Eisbären). Der eigene Nachwuchs blühte unter Horst Laux auf. Eishockey im offenen Stadion war noch richtiger Wintersport - mit all den möglichen Witterungseinflüssen wie Kälte, Wärme, Schnee, Regen und Wind. Eissporthallen gab es lediglich in Berlin (2 Stück) und Karl-Marx-Stadt.
1946-1970
Das AUS für Eishockey | BSG Kraftverkehr - ESC Dresden | DDR-Bestenermittlung | Sachsenmeisterschaft | Aufstiegsspiele | Eissporthalle "Pieschener Allee"
Mit einem skandalösen Beschluss und ohne Rücksicht auf die empörten Aktiven und Zuschauer löste die DDR-Sportführung im Frühherbst 1970 wegen der Perspektivlosigkeit eine olympische Medaille in dieser Sportart zu gewinnen und der vergleichsweise hohen Kosten die Eishockeysektionen in Crimmitschau, Rostock, Erfurt, TSC Berlin, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und Dresden auf. Hierzu ist anzumerken, dass die DDR in jenen Jahren den Sport als wichtiges Instrument zur internationalen politischen Anerkennung nutzte. So wurde die neue Eissporthalle (1971) an der Pieschener Allee ohne die Eishockeyspieler eingeweiht und eine leistungssportliche Entwicklung über zwei Jahrzehnte unmöglich. Dank der alten "Haudegen" aus den 60-er Jahren blieb das Eishockey in Dresden erhalten. Nach 12-jähriger Unterbrechung bestritt im Dezember 1982 erstmals wieder eine Dresdner Mannschaft ein offizielles Spiel. Die “BSG Kraftverkehr” wurde für 7 Jahre zur neuen Heimstätte. Meisterschaftsspiele gab es im Rahmen der alljährlich stattfindenden DDR-Bestenermittlung. Diese wurde in Turnierform ausgetragen. Austragungsort war Crimmitschau und “KvD” nahm zwischen 1984 und 1989 sechsmal in der B-Gruppe (Platz 5-8) teil. Nach der politischen Wende wurde die Eisfläche für einen neuen Aufschwung bereitet. Im April 1990 waren die “in die Jahre gekommenen” Spieler wieder im Sportclub willkommen. Im neugegründeten ESC Dresden wurden die Eissportarten des SC Einheit vereint. Die Auftaktbegegnung unter neuem Namen war eine besondere: In einem deutsch-deutschen Vergleich ging es gegen den Schwarzwald-Amateurmeister EHC Rottweil. Der Pflichtspielbetrieb fand fortan in der Sachsenliga statt. Aufgrund der veränderten Bedingungen war es wieder möglich, Kinder für das Eishockey zu begeistern und eigenen Nachwuchs auszubilden. In Vorbereitung auf die Saison 1993/94 formierte sich die “Initiativgruppe Eishockey 2000” (Karl-Heinz Domschke, Steffen Hofmann, Dr.Rainer Mund, Sven Rohrbach). Sie organisierte erstmalig Sponsoren im großen Umfang und stellte eine neue, leistungsorientierte Mannschaft zusammen. Wichtig für die Identität dieser Mannschaft: Sie setzte sich zur Hälfte noch aus Dresdner Spielern zusammen. Der deutsche „Jahrhundertspieler“ Erich Kühnhackl warf beim Neustart den Puck zum ersten Bully. In den Folgejahren gewann der “ESCD” viermal die Sachsenmeisterschaft. Der heißersehnte Sprung in den DEB-Bereich gelang nicht. Die bayerischen Teams erwiesen sich als zu stark. In dem Bestreben, überregionales Eishockey zu organisieren, gründeten die Dresdner 1994/95 gemeinsam mit acht tschechischen Mannschaften die 1.Sächsisch-Böhmische-Liga und spielten ein Jahr später in der Regionalliga Nord/Ost. 1997 verließ das 1c-Hobby-Team den ESCD und gründete mit dem „EHV Dresden-Devils” einen eigenen Verein. Besondere Motivation verlieh den Organisatoren der sensationell gute Zuschauerbesuch. So strömten zu den Sachsenligaspielen Ende der 90-er Jahre im Durchschnitt 1.300 Zuschauer, zu den Aufstiegsspielen sogar 2.300 in die Eissporthalle. Im März 1999 war das Stadion zum ersten Mal seit den 50-er Jahren bei einem Meisterschaftsspiel wieder ausverkauft ! Eine hervorragende Rolle spielte das Fan-Projekt: Über die Zwischenstation „Löwen“ wurden die „Eislöwen“ geboren und zeitgemäß eine erstklassige Internet-Homepage eingerichtet. Für deutschlandweit großes Aufsehen sorgte während der Olympischen Winterspiele von Nagano im Februar 1998 ein Spiel gegen ein DEL-Allstar-Team. Erstmalig liefen Spieler auf das Dresdner Eis, die schon in der NHL gespielt hatten. Sachsens Ministerpräsident Prof. Kurt Biedenkopf warf den Puck beim Ehrenbully. In diesen Jahren war der gebürtige Slowake Jozef Kovacik für fünf Jahre der erste hauptamtliche Trainer. Das betraf sowohl die 1.Mannschaft als auch den gesamten Nachwuchsbereich.
1971-1999
Profi-Zeitalter beginnt | ESC Dresden/Dresdner Eislöwen in der Oberliga | Oberliga-Meister 2005 | Aufstieg in die 2. Bundesliga
Im Juni 1999 vernahmen der Verein, die Fans und Sponsoren mit großer Freude die Einstufung der Eislöwen in die Oberliga-Nord (dritthöchste Spielklasse). Eine großartige Anerkennung für die intensiven Anstrengungen der vorangegangenen Jahre und passend zum 90-jährigen Jubiläum ! Die von Großstädten wie Hamburg, Hannover, Duisburg, Mannheim, Wolfsburg, Erfurt, Gelsenkirchen, Berlin geprägte Liga wurde von den Zuschauern begeistert angenommen. Damit begann ein neues Zeitalter. Der Profisport hielt Einzug. Die 1.Mannschaft wurde aus dem ESCD ausgegliedert und nahm als selbständige GmbH am Spielbetrieb teil. Fortan gab es Eishockey von Anfang September bis Mitte April. In der Regel zwei Spiele pro Wochenende. Das Eishockey hatte sich in Dresden wieder einen hohen Stellenwert erkämpft. Bereits im ersten Jahr erreichte das „Löwen-Team“ die begehrten „Playoffs“. Im zweiten Jahr brachten wirtschaftliche Turbulenzen die Eislöwen ins Schlingern. Das Team selbst bewies großartigen Charakter und erreichte ein ausgezeichnetes sportliches Ergebnis: Platz 3 nach der Hauptrunde und das Vordringen bis in die zweite Playoff-Runde. Hier kam es zum Sachsenderby gegen den ETC Crimmitschau mit einem spektakulären 8:5-Heimsieg. Die stets mit originellen und fachkundigen Sprechchören für tolle Stimmung sorgenden Fans dankten es der Mannschaft. Aus vollen Kehlen tönte es durch die Halle: „Wir sind stolz auf unser Team….“. Auch der Weihnachtssong „Kling, Glöckchen, klingelingeling –ESC wird Meister…“ war Ausdruck toller Dresdner Eishockeystimmung. Vor Beginn des Spieljahres 2001/02 wurde die attraktive Oberliga-Nord mangels Beteiligung aufgelöst und die Eislöwen in die von bayerischen Vereinen geprägte eingleisige Oberliga aufgenommen. Dank der großartigen Unterstützung durch die Stadt und ihren Oberbürgermeister erhielten die Eislöwen erneut die Spiel-Lizenz. Sportlich ging es erstmalig bis ins Playoff-Halbfinale. Erst hier war gegen den späteren Oberligameister und deutschen Traditionsverein EV Landshut Endstation. Die Fachzeitschrift „EISHOCKEY NEWS“ überschrieb die Dresdner Saisonleistung mit: „ESC Dresden – torhungrig, fair, erfolgreich“ In der Sportlerumfrage wurden die Eislöwen von der Dresdner Bevölkerung zur Mannschaft des Jahres gewählt. Im August 2002 drohte dem Dresdner Eishockey der „Sudden death“ ! Das Jahrhundert-Hochwasser hatte die Eissporthalle umspült, wie nie zuvor erlebt. Das Wasser stand fast in Spielfeldhöhe und die Baustatik der Halle schien ernsthaft in Gefahr. Nach Tagen der Ungewissheit folgte zum Glück die Entwarnung. Es gab eine beispiellose Solidaritätsbekundung mit Spenden von Fans, Sponsoren u. anderen Vereinen, wie Frankfurt/M., Hannover, Düsseldorf, Kassel, Crimmitschau. Sechs Jahre spielte der ESCD in der Oberliga und erreichte immer die Playoffs. Die 2.Bundesliga rückte in Sichtweite und wurde zum Ziel erklärt. Blieb die große Aufstiegschance 2003 in den Finalspielen gegen das Überraschungsteam vom 1.EV Weiden noch ungenutzt, gelang im April 2005 in einer dramatischen 3:2-Halbfinalserie gegen Hannover der vielumjubelte Aufstieg. Beim entscheidenden 5:1-Heimsieg drohte die alte Eissporthalle aus allen Nähten zu platzen. In den beiden noch folgenden Finalspielen gegen München gewannen die Eislöwen zudem erstmalig die Oberliga-Meisterschaft. Die Oberliga als Spielklasse erfuhr in diesen Jahren einige Strukturänderungen hinsichtlich der territorialen Gliederung und Zusammensetzung.
2000-2005
2. Bundesliga | neue Eisarena | Oberligameister 2008 | 100-Jahr-Feierlichkeiten
Gleich das erste Jahr 2005/06 in der 2.Bundesliga war von großem Erfolg gekrönt. Die Eislöwen qualifizierten sich als Neuling auch hier für die Playoffs und besiegten in einer denkwürdigen Viertelfinalserie das hochfavorisierte Team vom EV Landshut. Das entscheidende „Spiel 7“ wurde in der Dreihelmestadt mit 4:1 gewonnen. Erst im Halbfinale war gegen Bremerhaven Endstation. Die nachfolgende Saison endete tragisch. Nach tollem Saisonstart rutschte das Team zum Ende der Hauptrunde noch knapp „unter den Strich“ in die Playdowns. Im Sachsen-Derby mit Weisswasser ging es gegen den Abstieg. 76:32 lautete die Hauptrunden-Punktebilanz zugunsten der Eislöwen. Doch dafür gab es nichts zu kaufen, alles begann bei Null und die „Füchse“ gewannen die Serie mit 4:2. Abstieg. Erwähnenswert ist ein Zuschauer-Rekord in diesem Spieljahr. Noch nie spielte eine Dresdner Mannschaft in einem Auswärtsspiel vor 6.500 Zuschauern. So geschehen beim 5:3-Sieg am 29.12.2006 in Crimmitschau. Sportlich waren diese Jahre geprägt von Manager Jan Tabor und Trainer Jiri Kochta, ein „Großer“ Ex-Internationaler aus den Reihen der früheren CSSR. Im September 2007 folgte der Umzug in die neue, moderne Eis- und Ballspiel-Arena (bald FREIBERGER-Arena, heute EnergieVerbundArena). Ausgerechnet im ersten Jahr gab es kein Bundesliga-Eishockey. Es galt lediglich den „Betriebsunfall Oberliga“ zu korrigieren. Während von dem alten Freiluft-Kunsteisstadion aus den 60-er Jahren bis heute noch große Reste zu sehen sind wurde die unbeheizte, jedoch von den Fans heißgeliebte alte „Eissporthalle Pieschener Allee“ ein halbes Jahr später gesprengt und vollständig entsorgt. Die Eislöwen erfüllten die vor ihnen stehende Aufgabe bravurös. In den entscheidenden Playoff-Serien wurden die Traditionsvereine aus dem Allgäu Kaufbeuren (Viertelfinale) und Füssen (Halbfinale) jeweils klar mit 4:1 besiegt. Das Finale gegen Freiburg entfiel (beide Aufsteiger) und Dresden wurde aufgrund der besseren Hauptrunden-Platzierung (1.Platz) zum zweiten Mal Oberliga-Meister ! Im Nachwuchs fruchteten die Anstrengungen und Bemühungen der letzten Jahre in dem Aufstieg der Schülermannschaft in die Bundesliga. Im Übrigen war es eine Schülermannschaft, die 1968 als bisher einzige Dresdner Mannschaft bei einer Deutschen Meisterschaft mit dem 3.Platz eine Medaille gewann. Zwei weitere Ereignisse sind erwähnenswert. Zehn Wochen nach Saisonbeginn startete mit dem ALTLÖWEN-Traditionsteam erstmalig eine Dresdner Mannschaft zu einer Reise und Spielen in das Mutterland des Eishockeys nach Kanada. Und am Saisonende gab es nach 30-jähriger „Unterbrechung“ wieder ein Länderspiel in Dresden. In Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft in Kanada war Weißrußland der Gegner. In den Folgejahren gab es zwei weitere offizielle Länderspiele: 2010 gegen Norwegen, 2012 gegen Russland, 2018 gegen Slowakei. Seit dem Spieljahr 2008/09 gehören die Eislöwen mit dem markanten „Eis-Igel“-Logo ohne Unterbrechung der 2.Bundesliga / DEL-2 an. Dabei waren die beiden Jahre nach dem Wiederaufstieg schwierige Jahre. Zunächst reichte es nur zu Platz 11 von 13 Mannschaften. Der vorzeitige Klassenerhalt war durch die Insolvenz der Tölzer Löwen gesichert. Die daraufhin von der Liga abgesagte Abstiegsrunde hatte natürlich Einnahmeverluste zur Folge und schlug finanziell negativ zu Buche. In Auswertung der Saison folgte im Frühjahr 2009 ein markanter Umbruch in der sportlichen Leitung. Jan Tabor sagte nach 10 Jahren als Spieler, Manager und Trainer aus familiären Gründen „Adé“. Die Berliner hielten Einzug: Thomas Popiesch als Trainer und Steffen Ziesche als Manager. Beide starteten mit einer großen Hypothek. Wegen eines Verstoßes gegen die Lizenz-Auflagen wurde das Team zu Beginn der neuen Saison mit einem 8-Punkte-Abzug bestraft. Dennoch erkämpften die Eislöwen einen achtbaren 9.Platz und qualifizierten sich damit für die erstmalig ausgetragenen Pre-Playoffs. Hier war der Gegner erneut der sächsische Rivale aus Weisswasser. Leider zogen die Eislöwen in der „Best of three“-Serie mit 1:2 wiederum den Kürzeren. Besonders wertvolle Spieler waren in diesen Jahren Petr Sikora als Scorer-König und Pavel Vit als der Spieler mit den meisten Spielen bis heute. Die Amateurmannschaft des Stammvereins ESCD gewann nach 2006 (damals noch als „EHC Neue Eislöwen“) erneut die Sachsenmeisterschaft. Natürlich war das Jahr 2009 von verschiedenen Feierlichkeiten anlässlich 100-Jahre-Dresdner Eishockey geprägt. Es begann gleich zu Jahresbeginn mit einer riesigen Fan-Choreographie im Stadion und endete mit der vom ALTLÖWEN-Traditionsteam organisierten großen ESCD-Vereinsfeier im November. Hier gab es ein freudiges Wiedersehen ehemaliger Spieler, Funktionäre, Fans und Gästen, zurückreichend bis in die 50-er und 60-er Jahre. Auch „EISHOCKEY NEWS“ würdigte dieses Jubiläum in einem großen Artikel.
2006-2010
Halbfinale 2. Bundesliga | U18-WM | Schaden am Hallendach | wirtschaftliche Schwierigkeiten
Das Spieljahr 2010/11 wurde eines der erfolgreichsten: Die Hauptrunde schlossen die Blau-Weißen auf einem sehr guten 6.Platz ab. Im Playoff-Viertelfinale folgte eine überraschende und grandiose 4:1-Serie gegen den Meisterschaftsmitfavoriten Bremerhaven. Im Halbfinale (0:4-Serie) gegen die Schwenninger Wild Wings reichten dann die Kräfte nicht mehr. In besonderer Erinnerung bleibt das überragende Sturmduo mit Sami Kaartinen (FIN) und Patrick Jarrett (CAN). Letzterer wurde sogar zum „Stürmer des Jahres“ in der 2.Bundliga gewählt. Und auch im Nachwuchs gab es wieder einen großen Erfolg zu vermelden: Nach den Schülern schaffte auch die Jugendmannschaft den Aufstieg in die Bundesliga. Im April war Dresden neben Crimmitschau mit der U18-WM erstmalig Austragungsort einer IIHF-Weltmeisterschaft. Eigentlich unerklärlich folgte ein (fast)Katastrophenspieljahr. Das Eislöwen-Team schloss die Hauptrunde als 13.Platzierter und damit Tabellenletzter ab. Dabei schien der Spielerkader besser besetzt als in der Vorsaison. Speziell ab Mitte Dezember bis Anfang März hagelte es Niederlagen. Erst in den Spielen der Abstiegsrunde fand sich das Team wieder und ließ die übrigen vier Teilnehmer (immerhin: Bietigheim, Riessersee, Crimmitschau, Bremerhaven ) hinter sich. Hinsichtlich der Spielstätte bleibt für Februar 2012 nach heftigen Schneefällen ein gewaltiger Hallendachschaden festzuhalten. In einer entscheidenden Saisonphase beeinflusste er die Leistung der Mannschaft sehr negativ. Das betraf sowohl das Training als auch die Austragung der Spiele. So musste ein Spiel in Chemnitz und eines in der Trainingshalle ausgetragen werden. Die Misere setzte sich im darauffolgenden Spieljahr 2012/13 fort. Wieder wurden die Playoffs mit einem 10.Platz verpaßt. Zunächst wirkte nach wie vor der Hallendachschaden. Die ersten sechs Spiele mußten auswärts ausgetragen werden. Erst Ende Oktober gab es das erste Heimspiel und dann im November gleich weitere sieben(!) - auch aus finanzieller Sicht eine unmögliche Situation. Da mit der Insolvenz des langjährigen Kontrahenten „Hannover Indians“ zum Abschluss der Hauptrunde der einzige Absteiger feststand, entfiel zum zweiten Mal die Abstiegsrunde und die Saison war für die Eislöwen bereits Mitte März zu Ende. Die Amateurmannschaft des ESCD gewann die Meisterschaft in der Regionalliga-Ost. Mit der Saison 2013/14 wurde die bisherige 2.Bundesliga der höchsten deutschen Spielklasse DEL angegliedert und startete ganz offiziell unter dem neuen Namen DEL2. Nur zwölf lizenzierte Mannschaften machten eine Modus-Änderung erforderlich. Gespielt wurde eine Hauptrunde mit anschließend geteilter Zwischenrunde. Die Eislöwen zeigten endlich wieder Biss. Sie starteten mit einem 4:1-Prestige-Erfolg in der neu eröffneten Eissporthalle in Weißwasser und setzten sich im ersten Saisonabschnitt in der Tabellespitze fest. Im November und Dezember gab es die Rekord-Serie von elf Siegen hintereinander. Am Ende sprang mit 84 Punkten ein sicherer 7.Platz heraus, der nach zwei Jahren Abstinenz endlich wieder den Einzug in die Playoffs bedeutete. Hier wartete im Viertelfinale mit den Starbulls Rosenheim der Hauptrundenzweite. Große Zuversicht für eine erfolgreiche Serie vermittelte der 3:2-Auswärtssieg in „Spiel 1“. Doch gerade die Heimstärke unserer Mannschaft verkehrte sich ins Gegenteil und der Favorit gewann die nachfolgenden vier Spiele allesamt. Nach dieser Saison schien den Eislöwen in Langzeitwirkung der letzten Jahre finanziell die Luft auszugehen. Nachwirkungen des Hallendachschadens, der Ausstieg eines Hauptsponsors und weitere Dinge machten eine abermalige Unterstützung der Stadt erforderlich. Ein Sanierungskonzept wurde gefordert und mit Volker Schnabel galt es einen erfahrenen und vertrauenswürdigen neuen Geschäftsführer zu installieren. Nur so konnte mit letzter Kraft und vereinten Anstrengungen das Unheil einer „freiwilligen“ Rückstufung in die Oberliga abgewendet werden. Eine hervorragende Rolle spielten hierbei wieder die Fans. Sie erschienen zahlreich zu der entscheidenden Stadtratssitzung. Schon mehrfach haben sie ihre Eislöwen mit originellen Ideen und Aktionen tatkräftig und wirksam unterstützt. Hierfür stehen die Einführung der Becherwurf-Aktion (November 2010), der Sponsorenbeitrag mit den zahlreichen Einzelnamen auf den Spielertrikots (2013/14), die grandiosen Choreographien zu den unterschiedlichsten Anlässen oder die zur Tradition gewordenen „Sonderzüge“ zum Jahresende ( 2015 zum 10.Mal ). Seit Jahren sind die Eislöwen ein sportlicher Werbeträger für die Stadt Dresden und locken nach dem Fußball die zweitmeisten Zuschauer an ( 2015/16: 122.000 Zuschauer ). Auch der Nachwuchs hat sich prächtig entwickelt und zieht eine große Anzahl von Kindern und Jugendlichen in seinen Bann und ermöglicht ihnen eine sinnvolle und gesunde Freizeitbeschäftigung. Für das Spieljahr 2014/15 wurde die Liga durch den Aufstieg von Kassel und Frankfurt/M. wieder auf vierzehn Mannschaften aufgestockt. Das Eislöwen-Team verzeichnete mehr als 20 Neuzugänge. Sehr gut wirkte sich dabei der Kooperationsvertrag mit dem EHC Eisbären Berlin aus. Nach einem 7:2-Achtungserfolg über die polnische Nationalmannschaft im Rahmen des zum achten Mal ausgetragenen einheimischen Sommerturniers verlief der Meisterschaftsstart mit vier Niederlagen äußerst schlecht. Doch bald fügten sich die Reihen zu einer schlagkräftigen Einheit und Auswärtssiege in Frankfurt/M., Weisswasser, Crimmitschau (7:6 mit 4 Toren in den letzten 3 Minuten !), Landshut ließen aufhorchen und hievten die Eislöwen bis Weihnachten auf den 3.Tabellenplatz. Leider ging der gesamte Februar mit sechs aufeinanderfolgenden Niederlagen völlig daneben und das Team konnte gerade noch Platz 10 sichern. Dieser berechtigte für die Pre-Playoffs gegen den siebtplatzierten SC Riessersee. Mit zwei hart erkämpften Siegen in Garmisch-Partenkirchen qualifizierten sich die Eislöwen in der „best of three“-Serie für das Viertelfinale. Hier wartete der Ligakrösus Bietigheim (Hauptrundenerster). Zwar gab es in dieser „Best of seven“-Serie eine glatte 0:4-Niederlage, doch drei der vier Spiele wurden erst in der Verlängerung entschieden. Mit dem Gewinn der Meisterschaft durch die „Steelers“ erfuhren diese Spiele im Nachhinein noch eine Aufwertung.
2011 - 2015
zweimal DEL2-Halbfinale | Openair-Spiele WINTERDERBY 2016 und Hockey Open Air 2020 | Saison-Abbruch durch Corona
Durch attraktive Verstärkungen vor der Saison 2015/16 wurden die Dresdner von vielen Fachleuten erstmalig als Mitfavorit auf die Meisterschaft genannt. Das schien sich bis Mitte Oktober zu bestätigen. Die Eislöwen schoben sich nach sieben aufeinanderfolgenden Siegen auf Platz 2. Doch dann folgte ein schwer zu erklärender Leistungsknick und das Team rutschte bis zum Jahresende auf Platz 7 ab. Die direkte Playoff-Qualifikation (Platz 6) schien ernsthaft in Gefahr und veranlasste die Eislöwen-Führung zur Beurlaubung des Trainers. Damit endete nach 6 ½ Jahren die Ära von Thomas Popiesch als dienstältester Dresdner Trainer. Wieder waren die Pre-Playoffs angesagt. Dieses Mal ging es gegen den anderen sächsischen Rivalen, die Eispiraten Crimmitschau. Durch zwei hart erkämpfte Heimsiege (jeweils nach Verlängerung) siegten die Eislöwen 2:1 in der Serie. Im Viertelfinale wartete der klar favorisierte Hauptrundenzweite Bremerhaven. Scheinbar im 5-Jahres-Rhythmus gelang den Eislöwen nach 2006 und 2011 erneut der vielumjubelte Einzug ins Halbfinale. Das Husarenstück gelang dabei im entscheidenden „Spiel 7“. Mit einem 6:1-Kantersieg schossen sie die Norddeutschen aus deren eigener Halle. Das Team war mächtig in Fahrt gekommen. Der Halbfinalgegner war kein anderer als der Vorjahresmeister und –Vorjahres-Viertelfinalgegner Bietigheim Steelers. Nach einem verschenkten Sieg in „Spiel 2“ gelang in „Spiel 4“ endlich der erste Playoff-Halbfinalsieg in der Historie. Doch die lange Saison hatte am Kader gezehrt und einige wichtige Spieler fehlten mittlerweile verletzungsbedingt. So waren die „Steelers“ auf dem Weg ins Liga-Finale nicht aufzuhalten und die Serie ging 1:4 verloren. Mit 67 Meisterschaftsspielen wurde ein neuer Rekord aufgestellt. Der absolute Höhepunkt des Spieljahres und der Dresdner Eishockey-Geschichte wohl insgesamt, lag jedoch schon Wochen zurück. Am 9.Januar gab es das große Spektakel eines Open-Air-Meisterschaftsspieles im Dresdner Fußballstadion. Es war das erste seiner Art in Liga 2. Die Organisation, der Ablauf und die Stimmung waren fantastisch. Vor ausverkauftem Haus mit knapp 32.000 Zuschauern hielt das „Winterderby“ alles parat, was sich ein Eishockeyherz wünschen kann. Gegner waren die Lausitzer Füchse, der sächsische Rivale aus Weisswasser. Es wurde ein dramatisches Spiel mit einem glücklichen Ende für die Eislöwen - 4:3 nach Verlängerung. Gewonnen hatten jedoch alle, vor allem der Eishockeysport. Einen großartigen Erfolg konnte auch der Stammverein ESCD mit seiner Nachwuchsarbeit vermelden. Bei dem von DEB und DEL im Sommer 2015 ins Leben gerufenen 5-Sterne-Konzept zur Evaluierung der Nachwuchsarbeit erreichte er als einziger DEL2-Klub alle 5 Sterne ! Ins Spieljahr 2016/17 starteten die Eislöwen mit ungewohnt deutlichen Ansagen. So heizte Trainer Bill Stewart bei der Spielerpräsentation Mitte August am Elbufer-„Puro-Beach“ die Erwartungen mächtig an: „Besser als im Vorjahr, d.h. besser als Halbfinale - wir wollen um den Titel spielen“ Die Fans stießen Jubelschreie aus. Und dann leuchtete nach 8 Spieltagen die „rote Laterne“ in der EnergieVerbundArena. Anders als im Jahr zuvor blieb die Führung der Eislöwen-Organisation ruhig, hatte Vertrauen in das Team und sah sich glücklicherweise nach einem energischen Zwischenspurt bestätigt: Mit dem praktizierten Tempo-Eishockey war Mitte Januar Platz 3 erreicht. Mehr ging nicht, zu weit hatte sich bereits das Führungs-Duo Bietigheim/Frankfurt abgesetzt. Zum Ende der Hauptrunde entspann sich ein dramatischer Dreikampf mit Weißwasser und Kaufbeuren um die Plätze 4-6, den die Eislöwen knapp für sich entschieden. Als Bilanz stand für das Team die bisher beste Platzierung nach der Hauptrunde, die höchste Punktausbeute (89 Pkt.) und die beste Tordifferenz (+41) in elf Jahren Zugehörigkeit in der DEL2 bzw. 2.Bundesliga. Am Tag vor dem Jahreswechsel bestritten die Eislöwen beim 5:3-Heimsieg über die Kassel Huskies das 1000.Meisterschaftsspiel seit dem leistungssportlichen Neuanfang im Herbst 1999. Nur wenige Tage später weilte beim Sachsenderby gegen Crimmitschau der sächsische Ministerpräsident Stanislav Tillich in der Arena. Der Griff nach dem großen Stern, sprich Meistertitel geriet jedoch außer Reichweite. Wie im Vorjahr verletzten sich in der entscheidenden Saisonphase wichtige Leistungsträger. Den Tribut hierfür musste das Team bereits in der Viertelfinalserie gegen Kaufbeuren zollen. Nach einer dramatischen Aufholjagd und dem 3:3-Seriensausgleich in Kaufbeuren ging ausgerechnet das entscheidende „Spiel 7“ zu Hause mit 2:3 verloren. Dennoch quittierten die Fans dem Team eine gute Saison und feierten ausgelassen auf der Abschlußparty. Der überragende Mirko Sacher wurde als bester Verteidiger der DEL2 ausgezeichnet. Erstmalig wurde in dieser Saison die „Overtime“ (Verlängerung) im Format „drei-gegen-drei“ gespielt und der Video-Beweis eingeführt. Der Ausbau des Angebotes SpradeTV ermöglichte nunmehr Übertragungen aus allen Stadien. Und noch etwas Bemerkenswertes: Die U16-Schüler-Mannschaft erreichte die Meisterrunde mit den zehn besten Mannschaften in Deutschland ! Auch die U19-DNL-Mannschaft spielte in der höchsten deutschen Spielklasse ordentlich mit. Die Bemühungen den Erfolgstrainer der letzten 15 Monate für 2017/18 weiter zu verpflichten zerschlugen sich durch dessen Wechsel in die DEL. Dabei lief anfangs die Kader-Planung noch weitgehend nach seinen Vorstellungen. Insgesamt wurden dreizehn Stammspieler ausgetauscht, darunter allein fünf der zuletzt sechs lizenzierten Kontingentspieler. Neu dabei u.a.: Marco Eisenhut, Nick Huard, Steven Hanusch, Thomas Pielmeier. Die Kooperation mit den Kölner Haien war nach nur einem Jahr schon wieder zu Ende. An der Bande stand fortan das erfahrene und sympathische bayerische Urgestein Franz Steer (59). Er orientierte auf „eine laufintensive, robuste, schnelle Spielweise, bei der sich alle in der Abwehr einbringen und in den Angriff einschalten“ (Originalton). Die Saison begann turbulent. Zum Trainingsauftakt im August gab es mit der großflächigen Suche nach dem Hund eines Mitspielers eine erste, sehr kuriose teambildende Maßnahme. Beim ersten Heimspiel Mitte September erfolgte die Ehrung für Petr Sikora. Der ewige TOP-Scorer der Eislöwen kam in sieben Spielzeiten (2.Liga+Oberliga) auf bisher unerreichte 454 Punkte (152 Tore + 302 Ass.). Nach René „Susi“ Kraske und Sami Kaartinen ist er der dritte Spieler dessen Trikot mit Nr.22 unter das Hallendach gezogen wurde. Fünf Tage später verletzte sich Petr Macholda beim Auswärtsspiel in Frankfurt. Die schwere Schulterverletzung hatte im Nachgang sogar das Karriereende für den erfolgreichsten „Blueliner“ der letzten vier Spieljahre zur Folge. Er stand in 227 Spielen (48 Tore+100 Ass.) für die Eislöwen auf dem Eis, spielte in der tschechischen Extraliga (Meister 2004 mit HC Zlin), der DEL, sechsmal für die deutsche Nationalmannschaft und während eines dreimonatigen NHL-Lockout (Spätherbst 2012) im Jahr vor seiner Verpflichtung in Dresden sogar über 30 Spiele mit der Eishockey-Ikone Jaromir Jagr (40) in Kladno in einem Team. Trotz weiterer Verletzungsausfälle wichtiger Spieler standen die Eislöwen nach zwei 5-er-Siegesserien Mitte Dezember zur Saison-Halbzeit auf einem sehr guten vierten Platz. Doch ähnlich wie bereits zwei und drei Jahre zuvor erlebt, folgte durch zwei desaströse 6-er-Niederlagenserien bis Ende Januar der Absturz auf Platz acht. Während der Großteil der Konkurrenten zulegte war in Dresden keine Entwicklung zu erkennen, im Gegenteil. Da nutzte auch das energische Aufbäumen im Februar mit torreichen Heimsiegen gegen Kassel, Crimmitschau und Bayreuth, sowie den beachtenswerten Auswärtssiegen in Garmisch Partenkirchen und Ravensburg nichts mehr. Selbst der 5:4-Auswärtssieg beim Tabellenführer in Bietigheim am drittletzten Spieltag änderte nichts daran, dass die direkte Playoff-Qualifikation verpasst wurde. Es war übrigens jener Sonntag, an dem in früher Morgenstunde MEZ das deutsche Eishockey mit dem Gewinn der olympischen Silbermedaille in Pyeongchang seinen größten Erfolg feierte. Nur 56 Sekunden fehlten gegen die „OA –Olympische Athleten- Rußlands“ an der Goldmedaille… Die DEL2 hatte ihren Spielbetrieb für Olympia nicht unterbrochen. Für die Eislöwen blieb es der letzte Erfolg in diesem Spieljahr. Mit Platz acht ging es in die Pre-Playoffs gegen die Heilbronner Falken, in denen das Team in zwei Spielen saft-und kraftlos scheiterte. Für die nachfolgende, zwanzigste Profi-Eishockey-Saison 2018/19 wurden die Weichen zeitig gestellt. Zunächst trat Geschäftsführer Volker Schnabel nach vierjähriger Amtszeit zurück. In besonderer Erinnerung bleiben die konsequente Umsetzung des Sanierungskonzeptes mit der Begleichung der letzten (großen) Rate Anfang April an die Stadt und die fantastische Idee und Umsetzung des grandiosen „Winterderby“ im Fußballstadion. Der Stammverein (ESC Dresden) als Hauptgesellschafter der Eislöwen-Organisation drängte in Anbetracht der erfolgreichen Nachwuchsarbeit auf eine stärkere Einbindung der eigenen Dresdner Kräfte. Dementsprechend wurden die Positionen des Geschäftsführers, des Trainers und des Sportmanagers neu besetzt und sechs (!) Spieler aus dem Nachwuchs in die 1.Mannschaft berufen. Dieser Weg faszinierte einen neuen Großsponsor, der fortan auf der Trikotbrust prangte. Auf einen Kooperationspartner aus der DEL wurde verzichtet. Mit Jordan Knackstedt gelang dem Management der Königstransfer. Zudem sorgte die Verpflichtung von Abwehrspieler Jordan Heywood für ligaweites Aufsehen. Da auch die Leistungsträger aus dem Vorjahr gehalten werden konnten standen die Vorzeichen auf eine erfolgreiche Saison sehr gut. Eishockey-News titelte in seiner Vorschau: „Eislöwen-Kader so namhaft besetzt wie selten zuvor“ Die Liga betreffend gab es im Sommer zwei kräftige Paukenschläge. Zunächst stellte der vorjährige Vizemeister SC Riessersee aus finanziellen Gründen keinen Lizenzantrag und verzichtete damit auf einen Ligaverbleib. Und Ende Juli konnte die Eishockeygemeinschaft über die Wiedereinführung der Auf- und Abstiegsregelung (ab 2020/21) zwischen DEL und DEL2 jubeln ! Für den Saison-Auftakt erhielten die Eislöwen eine attraktive Einladung auf völlig neues Terrain: es ging auf die „Insel“ nach Nottingham und Glasgow. Nie zuvor gab es Kontakt mit dem britischen Ice-Hockey. Die Liga startete Mitte September und bescherte dem Team eine ernüchternde 1:8-Niederlage in Ravensburg. Da neun der ersten zwölf Spiele verloren gingen war die Dienstzeit für den neuen, jedoch im Seniorenbereich unerfahrenen Trainer Jochen Molling schnell wieder vorbei. Wie vor zwei Jahren wurde „über Nacht“ mit Bradley Gratton ein kanadischer Nachfolger aus dem Hut gezogen. Auch unter seiner Regie (22 Siege, 18 Niederlagen) reichte es lediglich für eine durchwachsene Hauptrunde. Nach hartem Kampf schafften die Eislöwen mit Platz neun wenigstens die Pre-Playoffs. Auf dem Weg dahin gab es im November eine denkwürdige 4:11-Niederlage in Crimmitschau die u.a. einen Krisen-Fanstammtisch zur Folge hatte. Hier zeigte die angegriffene Mannschaft einen beispielhaften und hochemotionalen Zusammenhalt, indem alle Spieler ihrem Rede und Antwort stehenden Kapitän Thomas Pielmeier demonstrativ auf das Podium zur Seite eilten. 15 Wochen später sollte dieses Teamwork für einen nicht mehr für möglich gehaltenen erfolgreichen Saison-Endspurt sorgen. Zunächst bedeutete ein spektakulärer 7:4-Auswärtssieg in Heilbronn doch noch die Playoffs. Im Viertelfinale trafen die Eislöwen wieder einmal auf die Bietigheim Steelers. Die „Best of seven“-Serie gegen den Hauptrundenzweiten ging über die volle Distanz und schickte alle Beteiligten durch ein heiß-kaltes-Wechselbad der Gefühle. Fünf Jahre hatte der gegnerische Trainer Hugo Boisvert erfolgreich in Dresden gespielt. Jetzt erlebte er gegen den Außenseiter eine 1:5-Heimniederlage und in „Spiel 6“ mit einer eigenen 4:1-Führung die scheinbare Entscheidung zu seinen Gunsten. Doch denkste, die Eislöwen bewiesen den erwähnten Charakter und drehten dieses Spiel noch auf 7:6 und siegten zwei Tage später Dank eines überragenden Marco Eisenhut im Tor auch in Bietigheim mit 3:2 - Halbfinale. Gegner war der Hauptrundenerste Löwen Frankfurt und es endete mit einem Sweep (4:0-Siege) für den Favoriten. Jordan Knackstedt wurde mit 98 Punkten (27 Tore+71 Ass.) TOP-Scorer der Liga, erzielte allein in den vierzehn k.o.-Spielen unglaubliche 27 Punkte. Nick Huard erzielte 37 Saisontore und egalisierte damit den Zweitliga-Vereinsrekord von Sami Kaartinen aus dem Jahr 2010. Bereits im Dezember stand mit Tom Knobloch ein Eislöwen-Spieler bei der U20-Weltmeisterschaft im deutschen Team, das nach vierjähriger Abstinenz den Wiederaufstieg in die TOP-Division schaffte. Gleiches erreichte Nachwuchstalent Lucas Flade im April mit der U18-Nationalmannschaft im französischen Grenoble. Hervorragend war auch der Einzug der U17-Schülermannschaft in das Meisterschaftsfinalturnier, wo die Jungen im Spiel um Platz 3 gegen Kaufbeuren nur knapp die Bronzemedaille verpassten ! Für 2019/20 stellte die sportliche Leitung von der Papierform her erneut ein sehr starkes Team zusammen. Zwar gab es einerseits mit J.Heywood, G.Pujacs, M,Davidek, H.Reed, St.Della Rovere namhafte Abgänge, doch andererseits mit den aus der DEL geholten Kevin Lavalleè, Alexander Dotzler, Christian Kretschmann, sowie Dale Mitchell (CAN) –einer der besten Scorer in Dänemark- und Mario Lamoureux (USA) von der EBEL-Liga aus Innnsbruck und Elvijs Biezais (LAT) aus Gap/Frankreich vielversprechende Neuzugänge. Eishockey-News stellte fest, dass sich Jahr für Jahr die Zahl der Neuverpflichtungen in der DEL2 erhöht. Aktuell waren es 161 Spieler, d.h. durchschnittlich mehr als 11 Spieler pro Klub ! Hinzu kamen natürlich noch die Ergänzungen während der Saison. So auch in Dresden geschehen (Petr Pohl, Riku Helenius). Während der Saison zeigte sich, dass einige in den zurückliegenden Jahren eher leistungsschwächere Mannschaften enorm zugelegt und aufgerüstet hatten. Das betraf vor allem Bad Tölz, Freiburg, Bayreuth, Heilbronn und auch Neuling EV Landshut. Es gab keine leichteren Gegner mehr. Das bekamen auch die Eislöwen umgehend zu spüren. Die ersten vier Meisterschaftsspiele gingen allesamt verloren. Die Erinnerung an die Vorsaison wurde wach und führte nach der 1:7-Niederlage in Freiburg eiligst zur Beurlaubung von Trainer Bradley Gratton. Drei Tage später trat auch das Dresdner Eigengewächs Thomas Barth als Sportdirektor zurück. Neuer Trainer wurde der in Toronto geborene und im deutschen Eishockey gut bekannte Ricco Rossi. Gestartet mit einem 5:3-Prestige-Erfolg gegen Crimmitschau brauchte er vier Wochen um das Eislöwen-Schiff auf Kurs zu bringen. Dann gab es ein 7:4 in Landshut, ein 6:5 in Weißwasser, ein 7:5 zu Hause gegen Bietigheim mit einem sensationellen 6:1-Schlußdrittel, ein grandioses 7:3 im zweiten Spiel in Weißwasser und zwischen Weihnachten und Neujahr zwei 2:1-Siege in Bietigheim und Bad Tölz. Zwischen diesen beiden Spielen fand am 28.Dezember im Rahmen des Heimspiels gegen Bad Nauheim (4:1) vor ausverkauftem Haus die Feierlichkeit zu „seit 110 Jahren Eishockey in Dresden“ statt. Dabei lief die Mannschaft in Anlehnung an die Anfang der 60-er Jahre aufsehenerregenden rot-weißen Sternen-Trikots in von den Fans initiierten Retro-Trikots auf (aktualisiert im blau-weißen Outfit…). Zur Historie paßt auch, dass mit Marco Nowak erstmalig ein gebürtiger Dresdner beim Deutschland-Cup (November) als Kapitän der Nationalmannschaft fungierte. Er durchlief bis zu seinem 14.Lebensjahr die Nachwuchsabteilungen in der Elbestadt. Trotz der aufgeführten Erfolge stand das Eislöwen-Team am Jahresende nur auf Tabellenplatz 10. Der vierte Tag des neuen Jahres brachte mit dem „HOCKEY OPEN AIR 2020“ das zweite grandiose Spiel im offenen Fußballstadion. Ein weiteres Openair-Spiel der DEL2 gab es drei Wochen zuvor in Offenbach zwischen EC Bad Nauheim und den Löwen Frankfurt. In Dresden gab es eine imposante Doppelveranstaltung: zuerst Eislöwen gegen Lausitzer Füchse (5:3) und danach das tschechische Extra-Ligaspiel zwischen Litvinov und Sparta Prag. Das Stadion war mit 32.009 Zuschauer ausverkauft. Im Gegensatz zum Spiel vor vier Jahren spielte das Wetter nicht mit und machte es den Aktiven bei zeitweise strömenden Regen richtig schwer. Die Erinnerung an frühere Witterungseinflüsse bei den Spielen trat drastisch zutage… Das MDR-Fernsehen übertrug das Spiel original und Ministerpräsident Michael Kretschmer warf den Puck zum Ehrenbully. Der weitere Saisonverlauf war natürlich vom Kampf um die direkte Playoff-Teilnahme geprägt. Die Eislöwen hatten den erforderlichen 6.Platz zum Greifen nahe, schafften es jedoch nicht. Mitentscheidend waren vier unnötige Niederlagen am Stück in der ersten Februarhälfte. Am letzten Spieltag spitze sich die Situation noch einmal dramatisch zu. Um wenigstens die Pre-Playoffs zu erreichen mußte das Heimspiel gegen Bad Tölz gewonnen werden. Alles schien gelaufen, bis die Spieluhr auf „59:59“ auf der Anzeigetafel vorrückte und die Tölzer Löwen den 2:2-Ausgleichstreffer erzielten. Zum Glück gewannen die Eislöwen das nervenaufreibende Penaltyschießen und sicherten punktgleich mit Bietigheim und Kaufbeuren Platz 10. In den Pre-Playoffs knüpfte das Team an den Hauptrunden-Endspurt (9 Punkte aus 4 Spielen) an und eliminierten den EC Bad Nauheim mit 5:4 (A) und 8:3 (H). Fünf Tage später sollte gegen die Löwen Frankfurt die Viertelfinalserie beginnen und die in Fahrt gekommene Mannschaft traute sich einen Außenseiter-Coup zu. Doch es kam nicht dazu. Das Corona-Virus führte am 10.März zum Abbruch der gesamten Saison. Eishockey war in Deutschland die erste Profisportart, die eine derartige Entscheidung mit dieser Konsequenz traf.
2016-heute
Das Dresdner Eishockey hat auf seinem über hundertjährigen Weg nie die ganz großen Höhen erreicht und musste durch einige tiefe Täler. Aber es hat auf vielen Seiten des Geschichtsbuches mitgeschrieben und bleibende Eindrücke hinterlassen. Mit dem Eislöwen-Team und dem eigenen Nachwuchs ist es gelungen, einen festen und guten Platz auf der gesamtdeutschen Eishockey-Landkarte einzunehmen.
Stand 04/2020
Text: Karl-Heinz Domschke (Kapitän ALTLÖWEN-Traditionsmannschaft)
historische Bilder (bis 1970): Sammlung Karl-Heinz Domschke
sonstige Bilder: Archiv Eislöwen